Ohne lange um den Brei herumzureden, raten wir gleich zu Anfang von folgenden Arten ab:

Netzpython (Python reticulatus), Dunkler Tigerpython (Python molurus bivittatus), Grüne Anakonda (Eunectes murinus) und Felsenpython (Python sebae).

Warum? Ganz einfach: Diese Kameraden haben eines gemeinsam: Sie machen ihrer Bezeichnung alle Ehre, sie werden nämlich riesengroß!

Sollten Sie wirklich einen dieser Kandidaten erwerben wollen, müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Ihr künftiges Haustier eine Länge von vier Meter oder mehr erreichen kann und vermutlich auch wird. Daraus folgt wiederum, dass das Terrarium in etwa die Abmessungen eines kleinen Kinderzimmers haben sollte.

Die zoologischen Gärten sind voll von ausgesetzten oder von ihren Besitzern händeringend an den Mann gebrachten Vertretern der vorgenannten Arten, weil sich der Käufer beim Erwerb eines 200 Gramm schweren und 30cm langen Schlangenbabys einfach nicht vorstellen konnte, dass daraus einmal ein Koloss von 90 kg Körpergewicht wird.

Dazu kommt, dass sich die Verkäufer in den Zoohandlungen hinsichtlich der Länge der Tiere nicht immer genau an der Realität orientieren, wenn sie ihre Kunden beraten (sonst würden nicht so viele Tigerpythons verkauft).

Im Magen von Anakondas wurden Wasserschweine, in dem von Felsenpythons Antilopen gefunden und ein Bekannter von uns verfütterte Lämmer an seinen Netzpython. Die in diesem Abschnitt behandelten "Sorten" gehören zu den größten Vertretern der Boidae (Familie der Riesenschlangen). Bei Anakonda und Netzpython nimmt man Rekordlängen von knapp 10 Meter an. Auch wenn diese in der Terrarienhaltung nicht erreicht werden, so haben Sie doch ein Tier, das im fortgeschrittenen Alter die Anwesenheit von drei Personen bei der Handhabung notwendig machen wird. Zudem sind der Netzpython, die Anakonda und der Felsenpython nicht gerade für ein fügsames Temperament bekannt.

Für ein solches Tier dann im Falle eines Falles einen guten Platz zu finden ist fast unmöglich, denn auch die Zoologischen Gärten winken mittlerweile ab.

Damit Sie sehen, wie es einem mit so einem „Wuchtbrummer“ geht, anbei ein Email, dass wir Anfang 2001 erhielten (es war nicht das erste dieser Art und wird leider auch nicht das letzte sein):

„hallo
bin vor ca 3 1/2 jahren durch zufall zu einer schlange mit ca 80 cm länge gekommen.
ein bekannter ist nach kanada ausgewandert und hat mir dieses souvenir gelassen.
sogenannte "auskenner" haben mir gesagt es handle sich um eine tigerphyton. hab mit literatur besorgt und ein entsprechendes terrarium gebaut.mit heizung, wasserfall, kühl und warmzone und versteckhöhle. weiss bis heute nicht ob es sich um ein weinbl. oder männl. exemplar  handelt.(wie kann man das feststellen? ) das tier ist sehr friedlich und kontaktfreudig und ich habe es mittlerweile sehr lieb gewonnen. es dürfte auch kerngesund sein, denn es frisst, häutet und setzt kot und urin regelmässig ab. allerdings hat mit niemand gesagt wie gross dieses baby weden kann. mittlerweile ist dieses tier auf 4,2 meter angewachsen, ich fürchte das terrarium wird zu klein und es könnte mir und meiner familie gefährlich werden. auch spielt die frage der kosten bei der futterbeschaffung eine immer grössere rolle. auch habe ich erfahren es sei illegal so ein tier in der privatwohnung zu halten ohne es angemeldet zu haben.(ich lebe in xxxxx). eine anmeldung würde aber ein zertifikat erfordern welches ich nicht gekriegt habe und das terrarium muss erdbebensicher mit panzerglas gebaut sein, was ich mir absulut nicht leisten kann. ich bin am verzweifeln. am liebsten würde ich dieses tier los werden. zoos und aquarienhäuser zeigten sich jedoch nicht interessiert. was raten sie mir ????
g.“

Später teilte mir „g.“ noch mit, dass er auch schon mal ordentlich gebissen worden sei und nun Angst um seine Kinder habe. Und das mit Recht.

Wenn Sie Kinder haben, sollten Sie die Haltung der in diesem Abschnitt genannten Sorten auf gar keinen Fall in Erwägung ziehen. Kinder sind – wie wir alle wissen - unberechenbar, neugierig  und leichtsinnig. Ein Zwischenfall mit einem großen Tiger- oder Netzpython kann noch einigermaßen glimpflich verlaufen, wenn ein Erwachsener beteiligt ist.

Bei einem Kind jedoch - und da gibt es nichts zu beschönigen -  besteht eine ernste Gefahr für Leib und Leben!

Aber noch für jene, die wirklich in der Lage sind solche Monster (wir meinen die Schlangen, nicht die Kinder!) artgerecht zu halten und bis an ihr Lebensende zu pflegen, hier die Vorteile: Alle wirklich großen Riesenschlangen zeichnen sich durch ihre robuste Konstitution und Gesundheit aus. Der Netzpython gehört zudem zu den schönsten Riesenschlangen überhaupt.

Königs- oder Ballpython (Python regius)

Diese Riesenschlange gehört zu den am häufigsten in Deutschland gehaltenen Arten. Der Königspython wird nicht besonders groß (ca. 1.5 m) und zeichnet sich in der Regel (aber nicht immer!) durch ein fügsames Temperament aus. Außerdem handelt es sich um ein Tier von robuster Gesundheit. Dies trifft aber nur zu, wenn Sie das Glück haben, eine der wenigen Nachzuchten, die hierzulande angeboten werden, zu erwerben. Bei dem weitaus größten Teil der in Deutschland auf dem Markt befindlichen Ballpythons handelt es sich nämlich um Wildfänge. Über deren Gesundheitszustand wurde ja bereits ausführlich referiert.
Aber auch gesunde und gut eingewöhnte Tiere können zart besaitete Schlangenhalter zur Verzweiflung bringen. Manche Königspythons lieben es, Fresspausen von mehreren Monaten einzulegen (der Rekord liegt bei 22 Monaten in einem englischen Zoo) und sich als ausgesprochene Futterspezialisten erweisen (Renn- und Springmäuse der Gattung Gerbillus). Mit diesen Verhaltensweisen hat der Ballpython schon so manchem Terrarianer sein Hobby vergällt. Nicht ohne ein Quäntchen Schadenfreude weisen wir deshalb Python regius - geschädigten Ratsuchenden, die bei uns anrufen gerne darauf hin, dass der Königspython die gerechte Strafe für jemanden ist, der sich einen Königspython kauft.
Nein, Spaß beiseite, ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Der Köpy ist eine sehr hübsche Terrarienschlange und wenn man mit seinen Eigenheiten zurechtkommt, macht er durch sein unternehmungslustiges Verhalten seinem Besitzer viel Freude.

Regenbogenboa (Epicrates cenchria)

Von den Regenbogenboas gibt es insgesamt 9 Unterarten. In Deutschland wird hauptsächlich  die "normale" Regenbogenboa (E. cenchria maurus) und die Rote Regenbogenboa (E. c. cenchria) gehalten. Während erstere mit ihrer bräunlichen Färbung und der nur andeutungsweise sichtbaren Zeichnung eher unscheinbar wirkt, handelt es sich bei der Roten Regenbogenboa um eine wahre Schönheit. Beide eignen sich durch ihre schlanke Gestalt und der relativ geringen Größe (bis ca. 180 cm) auch für etwas kleinere Terrarien. Man kann diesen Tieren auch nicht nachsagen, dass sie schlecht ans Futter gehen. Im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, sie zu sehr zu mästen, weil sie – man kann es nicht anders ausdrücken – total verfressen sind. Uns ist diese Riesenschlangenart als relativ bissig bekannt, wir wollen aber nicht verhehlen, dass andere Autoren ihnen ein friedliches Temperament nachsagen.

Der gravierende Nachteil dieser Würgeschlangen besteht in einer Hautkrankheit, die besonders bei Jungtieren auftritt. Das Reptil scheint in die Häutung zu kommen, häutet sich aber nicht. Im Gegenteil, die stumpf und krustig wirkende Haut platzt auf, so dass das rohe Fleisch zu sehen ist.
Nach einer neueren Theorie, über die der Autor von einem Züchter von Epicrates cenchria in den USA informiert wurde, soll es sich dabei um eine hormonelle Störung handeln. Andere sehen die Ursache in zu trockener oder zu feuchter Haltung, dem falschen Bodengrund oder der Anwendung von Milbenbekämpfungsmitteln.
Abschließend sei jedoch auch gesagt, dass es genügend Leute mit Roten Regenbogenboas gibt, die noch nie irgendwelche Probleme mit diesen Tieren hatten. 

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Grüner Baumpython (Morelia viridis)

Neben der "Rotschwanzboa" (Boa c. constrictor) gehört der Grüne Baumpython zu den begehrtesten Riesenschlangen in der Terrarienhaltung. Man könnte diese beiden Arten fast als "Kultschlangen" bezeichnen, so groß ist ihre Fangemeinde.

Morelia (oder auch Chondropython) viridis ist eine Augenweide und ein Wohnzimmerterrarium mit diesem Tier als "Inhalt" die schönste Dekoration, die sich ein begeisterter Riesenschlangenhalter wünschen kann.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Würgeschlangen hat der Grüne Baumpython nämlich nicht das Bedürfnis, sich zu verstecken. Er ist immer an gut sichtbarer Stelle um einen Ast drapiert und lauert auf vorbeifliegende Vögel (die allerdings im Terrarium etwas seltener auftreten als im Regenwald).

Leider hat aber auch diese hübsche Schlange ihren "Pferdefuß". Als Bewohnerin des Regenwaldes ist sie auf eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit (mindestens 75%) angewiesen, die natürlich das Wachstum krankheitserregender Bakterien im Terrarium begünstigt. So sind bakterielle Infektionen mit tödlichem Ausgang bei Morelia viridis nicht selten. Des weiteren ist aufgrund der geringen Größe der Babys eine Geschlechtsbestimmung durch Sondierung erst im jugendlichen Alter ratsam. Sie können sich also hinsichtlich des Geschlechtes nie absolut sicher sein, wenn Sie Baumpythonbabys erwerben.
Wer das Glück hat, diese Art zu züchten, muss sich darauf gefasst machen, einen guten Teil der Jungen zwangsfüttern zu müssen, da diese häufig nicht selbst ans Futter gehen.

Morelia viridis legt Eier, das sollte auch noch gesagt werden. Eierleger sind nichts jedermanns Sache. Viele Züchter (auch wir) ziehen Boas vor, da diese lebende Junge zur Welt bringen.

Hundskopfschlinger (Corallus Caninnus)

Diese ebenfalls auf Bäumen lebende Riesenschlange sieht dem Grünen Baumpython täuschend ähnlich. Der Hundskopfschlinger liegt genau wie Morelia viridis immer gut sichtbar um einen Ast gefaltet und hat ebenfalls eine große Fangemeinde.
Berüchtigt ist der Hundskopfschlinger allerdings auch, und zwar wegen seiner extrem langen Zähne, sowie der Maulfäule, die ihn überproportional oft heimsucht und dem Regurgitationssyndrom. Letzteres bedeutet nichts anderes, als dass das gefressene Beutetier nach 3 – 6 Tagen wieder ausgewürgt wird. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und reichen von bakteriellen Infektionen des Magen- Darmtraktes bis zu Stress. Wir werden später noch genauer darauf eingehen.
Die oben geschilderten Probleme treten hauptsächlich bei Wildfängen auf , aber auch Nachzuchten bleiben davon nicht gänzlich verschont. Auch hier spielt wieder die hohe Luftfeuchtigkeit, bei der diese Tiere gehalten werden müssen und die das Bakterienwachstum im Terrarium begünstigt, eine Rolle.
Im Gegensatz zum Grünen Baumpython bringt der Hundskopfschlinger lebende Junge zur Welt. Für Leute die keine "Eierleger" mögen, aber unbedingt eine grüne Schlange wollen, ist deshalb der Hundskopfschlinger möglicherweise die bessere Wahl.
Es sei noch erwähnt, dass Baumpython und  Hundskopfschlinger zu jemanden, der eine „Streichelschlange“ will, genauso gut passen wie ein Fahrrad zu einem Fisch.

Nördliche Madagaskarboa (Acrantophis madagascariensis) und Südliche Madagaskarboa (Acranthophis dumerili)

Bei diesen aus (wie der Name schon sagt) Madagaskar stammenden, im Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufgeführten Boas handelt es sich um relativ anspruchslose Tiere mit sehr robuster Gesundheit. Sie sind daher auch für Anfänger in der Riesenschlangenhaltung geeignet.
Ganz uneingeschränkt kann diese Empfehlung allerdings nicht ausgesprochen werden, denn manche der neugeborenen Acrantophis dumerili gehen schlecht ans Futter weil sie entweder Vögel oder Artgenossen als Nahrung bevorzugen würden. Deshalb ist bei der Haltung von mehreren Jungtieren unterschiedlicher Größe im selben Terrarium Vorsicht angebracht. Auch neigt die Südliche Madagaskarboa im Gegensatz zu anderen Riesenschlangen dazu, fast jeden Tag Urin und Harnstein abzugeben und verschafft so dem Besitzer etwas mehr Arbeit bei der Pflege als es bei den meisten anderen Riesenschlangen der Fall wäre.

Über ihre nördliche Schwester, Acrantophis madagascariensis gibt es nichts Negatives zu berichten, außer vielleicht, dass sie um ein ordentliches Stück größer und kräftiger wird als die Südliche Madagaskarboa, die im Schnitt bei etwa zwei Meter liegt. Tiere mit knapp drei Meter Länge sind bei A. madagascariensis keine Seltenheit. Interessant ist auch die lange Tragezeit der Nördlichen Madagaskarboa: Sie beträgt 9 Monate.

Boa constrictor

Jetzt sind wir endlich bei unseren persönlichen Lieblingsschlangen. Diese Art lohnt es wirklich, etwas ausführlicher über sie zu sprechen.

Zunächst einmal ist zu sagen, dass man auch die Abgottschlangen nicht pauschal empfehlen kann. Es gibt von Boa constrictor etwa 10 Unterarten, von denen einige dem Neuling in der Riesenschlangenhaltung durchaus eine harte Zeit bereiten können.

Gemeint sind hier hauptsächlich die so genannten "Rotschwanzboas", also Boa c. constrictor aus den Verbreitungsgebieten Surinam und Guyana, um die beiden wichtigsten zu nennen. Gerade aber diese "Rotschwanzboas" gehören zusammen mit den Baumpythons zu den begehrtesten, weil schönsten Riesenschlangen im Terrarium überhaupt.

Boa c. constrictor Babys sind dafür berüchtigt, bei der Verabreichung zu großer Futtertiere diese wieder auszuwürgen. Der Fachausdruck hierfür ist "Regurgitationssyndrom". Wir haben ihn vorher schon mal erwähnt, und werden dieses Thema später noch ausführlich behandeln.

Aber keine Angst: Gelingt es dem Besitzer einer Rotschwanzboa, sich hinsichtlich der Fütterung zu mäßigen,  wird er keine Probleme mit seinem Tier haben.

Ähnliches gilt hier auch für Boa c. occidentalis (Argentinische Boa). Auch diese Unterart von Boa constrictor ist anfällig für das Regurgitationssyndrom.

Viele Boa Fans schwärmen für die Boa c. amarali, eine sehr hübsche Variante die in Bolivien und Brasilien vorkommt. Die Bolivianische Variante macht keinen Ärger, aber bei der „Dänischen Blutlinie“ der so genannten „Silverbacks“ aus der Gegend von Sao Paolo/Brasilien fällt die hohe Letalitätsrate auf.

Fast alle in Europa erhältlichen Tiere dieser Variante stammen aus der Blutlinie einer dänischen Züchterin. Unglücklicherweise scheinen diese Tiere sehr empfindlich zu sein. Das „Regurgitationssyndrom“ ist bei den Babys dieser Blutlinie noch stärker verbreitet als bei den so genannten „Rotschwanzboas“. Viele von den „Silverbacks“, die unter größten Schwierigkeiten aufgezogen wurden, starben später an bakteriellen Infektionen oder aus anderen Gründen, die normalerweise nicht zum Tod führen (zum Beispiel wenn sie verkauft wurden). Inwieweit hier die Inzuchtproblematik eine Rolle spielt, wissen wir nicht.

Wir sind immer davon ausgegangen, dass die „Silverback Amaralis“ im Durchschnitt nicht größer werden als ca. 160 cm. Anlässlich eines USA Aufenthaltes im Jahr 2000 musste der Verfasser seine Meinung revidieren. Dort wurde er mit Exemplaren konfrontiert, gegen die geschlechtsreife Amarali aus der „dänischen Blutlinie“ im direkten Vergleich gewirkt hätten wie einjährige Nachzuchten.

Ein Gespräch mit Joe Terry, dem „Vater der Amarali“ (er gilt als absoluter Boa c. amarali Spezialist und war der erste, der diese Tiere nachzüchtete) ergab, dass es zwei Arten der „Silverbacks“ gibt, wovon die eine relativ groß wird (ca. 2.5 m) und äußerst robust ist. Wir haben solche Tiere in den USA erworben und können diese Aussage nach den bisherigen Erfahrungen nur bestätigen. Natürlich gibt es auch bei den „Silverbacks“, die hier in Europa gezüchtet werden, gesunde Exemplare die eine stattliche Größe erreicht haben. Aber diese sind, um das klar und deutlich zu sagen, die Ausnahme.