Allgemeines über Zuchttiere

Zum Züchten benötigen Sie mindestens ein weibliches und ein männliches Exemplar. Wir weisen auf diese Selbstverständlichkeit deshalb hin, weil so mancher stolze Riesenschlangenbesitzer beim ersten Zuchtversuch feststellen musste, dass ihm Jahre vorher beim Kauf der Tiere zwei Exemplare des gleichen Geschlechts angedreht (...hätten wir beinahe geschrieben) wurden.

Deshalb gilt, dass der erfolgreiche Zuchtversuch schon bei der gewissenhaften Auswahl der Tiere beim Erwerb anfängt. Wie wir bereits ausgeführt haben, ist die beste Quelle ein Züchter mit guter Reputation. Wenn Sie ihre Tiere woanders erwerben und selbst nicht über genügend Erfahrung bei der Geschlechtbestimmung verfügen, sollte - falls vorhanden - ein sachkundiger Bekannter mitgehen.

Die besten Zuchttiere werden immer jene sein, die Sie als Babys gekauft und dann selbst aufgezogen haben. Die unsichersten Kantonisten sind Wildfänge. Dies gilt besonders für solche, die erst vor kurzem eingeführt wurden. Abgesehen vom meist fragwürdigen Gesundheitszustand ist ihre Abhängigkeit von bestimmten klimatischen Gegebenheiten zur Auslösung von Paarungsbereitschaft und Fruchtbarkeit um ein Vielfaches höher als bei Nachzuchten.

Da es meist an exakten Klimadaten aus dem Herkunftsland der Schlange fehlt oder es schwierig ist, die entsprechenden klimatischen Gegebenheiten im Terrarium einigermaßen exakt zu simulieren, sind Nachzuchterfolge mit Wildfängen relativ selten.

Männchen oder Weibchen?

Die Geschlechtsbestimmung bei Riesenschlangen ist eine der ersten Fertigkeiten die ein angehender Züchter erwerben sollte.

Schon beim Aussuchen der Jungtiere für spätere Zuchtprojekte ist es von Nutzen, sich nicht auf die Fähigkeiten (und die Ehrlichkeit) des Verkäufers der Tiere verlassen zu müssen.

Stellen Sie sich vor, Ihre jahrelange Mühe wurde endlich mit einen Wurf Riesenschlangenbabys belohnt. Und jetzt kommen die Kaufinteressenten und Sie können Buben und Mädel nicht auseinander halten (wir meinen jetzt die Schlangen, nicht die Kaufinteressenten).

Um dies zu vermeiden, wollen wir so gut es in der Theorie geht, die gängigsten Methoden der Geschlechtsbestimmung bei Riesenschlangen darstellen:

Die einzige Methode, bei Jungtieren zweifelsfrei festzustellen, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt, ist das Sondieren. Dies geschieht mittels einer metallenen Knopfsonde, die im Fachhandel in verschiedenen Größen erhältlich ist.

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Bei der Geschlechtsbestimmung wird eine der Größe des Tieres angemessene und vorher mit Vaseline gleitfähig gemachte Sonde am linken oder rechten Rand der Kloake eingeführt und anschließend mit sanftem (!) Druck in Richtung Schwanzspitze geschoben.

Dabei dringt die Sonde in die Hemipenistasche des Männchens oder die Moschusdrüse des Weibchens ein. Je nach Art der Riesenschlange ist bei den Weibchen der Weg der Sonde nach 2  bis 5 und bei den Männchen nach 6 bis 15 subcaudalen Schuppen (das sind die Schuppen nach der Kloake in Richtung Schwanzspitze) zu Ende. Um dies "auszumessen" legen Sie Ihren  Zeigefinger, nachdem die Sonde vollständig eingeführt wurde, an jener Stelle an, wo sie in die Kloake eindringt. Anschließend ziehen Sie die Sonde heraus, legen sie außen (mit dem Fingernagel des Zeigefingers am Ende der Kloake) an die Unterseite des Schwanzes und zählen die subkaudalen Schuppen.

In dem vorher erwähnten Werk von Ross und Marzek befindet sich auf Seite 39 ein umfangreiches Verzeichnis über die Eindringtiefen bei den verschiedenen Arten von Boas.

Eine weitere Methode, bei Jungschlangen das Geschlecht zu bestimmen, ist das Abtasten des Schwanzes. Dies geschieht, indem der Zeigefinger von der Kloake beginnend mit sanftem Druck in Richtung Schwanzspitze streicht. An der Oberseite des Schwanzes übt der Daumen sanften Gegendruck aus. Handelt es sich bei dem Tier um ein männliches Exemplar, ist beim entlang streichen kurz hintereinander ein leichtes, zweimaliges "knuspeln" zu spüren. Dies geschieht durch den Hemipenis, der unter dem Druck des Zeigefingers leicht verschoben wird.

Diese Art der Geschlechtsbestimmung funktioniert bei den meisten Boas. Allerdings ist sie auch mit Fehlern behaftet. Spannt ein Männchen die Muskulatur im Schwanzbereich an, kann das "knuspeln" ausbleiben und das Tier wird irrtümlich für ein Weibchen gehalten.

Bei einer adulten Schlange ist es aufgrund des erhöhten Ansatzes von Fettgewebe und Muskulatur im Schwanzbereich nicht mehr möglich, mit dieser Methode zum Erfolg zu kommen. Hier geben bei vielen Arten die Aftersporne einen wichtigen Hinweis auf das Geschlecht. Sie sind bei den Männchen wesentlich stärker ausgeprägt.