"Wer keine Milben hat, hat auch keine Schlangen", sagte einmal ein erfahrener Terrarianer. Wir müssen dem guten Mann (leider) Recht geben. Es kommt immer wieder vor, dass unsere Terrarientiere von diesen Plagegeistern befallen werden. Wie überfordert viele Riesenschlangenbesitzer mit diesem Problem sind, zeigen die zahlreichen Hilfe suchenden Beiträge in den Reptilienforen im Internet. Da die Befolgung der dort erteilten Ratschläge den Schlangen oftmals mehr schaden würde als den Milben, wird es Zeit sich dem Thema ausführlich zu widmen.
Das Informationsdefizit ist weiter nicht verwunderlich, denn das Thema „Schlangenmilben“ wurde in der einschlägigen Literatur bisher eher stiefmütterlich behandelt.
Da aber diese Parasiten ein Problem sind, mit dem so ziemlich jeder Besitzer einer Boa über kurz oder lang einmal rechnen muss (und mit dem er selber fertig zu werden hat), wollen wir diesem Thema breiten Raum widmen.
Wissenswertes über Milben
Die Schlangenmilbe (Ophionyssus natricis) ist weltweit verbreitet. Es wurden bisher ca. 250 Milbenarten als Reptilienparasiten identifiziert. Bei Schlangen ist O. natricis mit Abstand am häufigsten vertreten. Unter günstigen Bedingungen werden diese Tierchen innerhalb von nur 3 Wochen geschlechtsreif. Von der Eiablage bis zum Schlupf vergehen nur wenige Tage. Die Lebenserwartung beträgt ca. 1 Jahr. Erstaunlich ist, dass die Larvenstadien der Milben, auch Nymphen genannt, bei ungenügenden Umweltbedingungen bis zu 3 Jahre in einer Art Ruhezustand verbringen können. O. natricis legt nach jeder Blutmahlzeit (und das bis zu 7 mal) 200-400 Eier ab. So wird das Terrarium im Nu zum Exerzierfeld der Milbenarmee und die Schlange zu deren Proviant.
Eine Übertragung auf den Menschen ist möglich. Hier können Milben eitrige Hautpusteln hervorrufen.
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Meist gelangen diese Parasiten über Futtertiere, Einstreu oder Pflanzen in das Terrarium. Besonders "milbenträchtig" ist nach unserer Erfahrung der Erwerb von neuen Schlangen. Auch dies ist einer der Gründe, warum neu erworbene Tiere einer Quarantäne unterzogen werden sollten, bevor man sie in den eigenen Bestand integriert.
Milben nisten sich unter den Schuppen der Schlange ein. Sie ernähren sich vom Blut des Reptils, was bei einem hochgradigen Befall insbesondere von Jungtieren zu einer Anämie (Blutarmut) führen kann. Kennzeichen hierfür ist eine weiße Mundschleimhaut (Normalzustand: rosarot).
Ferner wird die Übertragung gefährlicher Infektionskrankheiten von Schlange zu Schlange mit Milben in Verbindung gebracht, da diese ihren Wirt auch wechseln.
Schlangenmilbe (Ophionyssus natricis), Foto: Kalle Berglof, Schweden